A blogger's life #3: Pintermessie

Mein ganzes Leben hatte meine Mutter mit mir zu kämpfen, weil ich ein Sammler bin. Ich horte Dinge, geben ihnen Namen, statte sie mit Emotionen aus ("oooh, mein armes Auto muss heute ganz allein draußen schlafen") und tue mir unheimlich schwer, aus meinen geliebten Sammlungen auszusortieren - darunter eine alte Briefmarkensammlung meines Urgroßvaters, die komplette und umfangreiche Polly Pocket Serie inklusive Reisesets und Dreamhouse, sämtliche Folgen Arielle auf Video, Bekleidung aus dem Jahre Schnee und gefühlte 2000 Kuscheltiere. Ich habe das übrigens von meinem Vater geerbt, der Magazine seit den 60er Jahren sammelt und meine Mutter damit in den Wahnsinn treibt. Wir haben für die Magazinsammlung sogar einen versteckten Schrank. Just saying.

Weil ein Kinderzimmer als Biotop für das Sammlerkind aber nur eine natürliche Aufnahmefähigkeit von ca. 15 bis 25 qm hat (es sei denn, ihr seid eines der #richkidsofinstagram, dann habt ihr wahrscheinlich 150 bis 250 qm zur Verfügung), muss dem Sammler hin und wieder eine Grenze gesetzt werden - woran meine Mutter erfolgreich scheiterte, obwohl sie sich sehr bemühte. Um Verständnis und Durchsetzungsvermögen. Aussortieren wurde zur Geduldsprüfung für beide Seiten ("Schmeiß das weg, das hattest du seit 3 Jahren nicht mehr an" - "Aber Mama, das kann ich immer noch verwenden, wenn wir...äh...ausmalen oder so!"), Aufräumen sowieso - denn logischerweise sammelten sich meine Kollektionen auch außerhalb der Schränke, zum Beispiel am Boden (OK, ich geb's zu: ich bin eine von denen, die sich am Abend ausziehen und die Kleidung genau da fallen lassen, wo sie gerade stehen - mein pubertäres Zimmer glich also einem Minenfeld aus Outfits. Tut es jetzt eigentlich immer noch, aber ich arbeite an mir, echt.) 

Weil ich in der Zwischenzeit aber nicht mehr mit meiner Mama, sondern meinem Freund lebe, und auch kein Eltern-Haus mehr zur Verfügung habe, um meine Sachen zu verteilen und meinem Sammlertum freien Lauf zu lassen, sondern eine kleine Mitt-Zwanziger-Wohnung als Sammler-Biotop, muss ich natürlich etwas rücksichtsvoller sein, was mein Hortungsverhalten anbelangt. Ich kann meinem Freund ja nicht zumuten, dass er sich uralte Socken-Sammlungen anschaut, weil ich mit genau den löchrigen Socken einen Schulwettbewerb gewonnen habe, als ich 13 war. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, nicht? 

Wie also dem Verlangen, Sammlungen zu erschaffen, gerecht werden, ohne meine Mitmenschen zu sehr damit zu belasten? Ihr habt es bereits vermutet - Pinterest! Hier kann ich mich ungehemmt austoben, verfalle beim morgendlichen Pinnen in einen regelrechten Rausch - ja keinen Pin verpassen, die Sammlung muss voll werden, muss schöner werden, mein Schaatzzzzzz! Kein Mensch weist mich zurecht, im Gegenteil! Auf Pinterest hat der größte Messie gewonnen, der mit den meisten Pins und Sammlungen ist der Pin-King. Ich bin der Gollum der Pinner, der Kreuzritter auf der Suche nach dem heiligen Gral und außerdem unheimlich dramatisch, wie ihr gerade merkt. Happy Pinning, everyone!

(Wenn ihr sensationsgeil seid und euch live an meinem Rausch bereichern wollt, könnt ihr das HIER machen)